Naturräumliche Umwelt

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Zuletzt aktualisiert am: Mittwoch, 2. Mai 2007 

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Magisterarbeit
Martin Nagel: Umwelt, Besiedlungs- und Kulturgeschichte in Nordost-Niedersachsen während der Älteren Bronzezeit 

 

[2] NATURRÄUMLICHE UMWELT

[2.1] Physisch-geographische Raumfaktoren

Das in Abschnitt 1.2.1. abgegrenzte Arbeitsgebiet von ca. 13.200 km² Fläche stellt einen räumlichen Ausschnitt des Norddeutschen Tieflands dar. Als topographische Grundlage zur Erfassung seiner naturräumlichen Eigenschaften dient die Bezirkskarte des Regierungsbezirkes Lüneburg im Maßstab 1:200.000, die vom Niedersächsischen Landesverwaltungsamt - Landesvermessung - 1978 durch Zusammenfügung von Einzelblättern der Topographischen Übersichtskarte 1:200.000 herausgegeben wurde. Die Verringerung des Karteninhalts, z.B. wurde auf Höhenlinien verzichtet, kompensiert die zusätzliche Verwendung der folgenden Blätter der Geologischen Übersichtskarte mit gleichem Maßstab und Blattschnitt, herausgegeben von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe:

CC 3118 Hamburg-West (1975),
CC 3126 Hamburg-Ost (1975),
CC 3918 Hannover (1972),
CC 3926 Braunschweig (1972)

 

[2.1.1] Naturräumliche Gliederung

Das Kerngebiet des betrachteten Raumes bildet die Lüneburger Heide als Gruppe von naturräumlichen Haupteinheiten (nach: WLG 1983, Bd. III, Stw. Niedersachsen, Abb. S. 541). Durch die Hohe Heide, zu der sowohl die Schwarzen Berge als auch der Lüß gehören, wird sie in eine Südheide und in eine Nordheide geschieden, wobei letztere die Luheheide und das Uelzener Becken umfaßt. Die Ostheide einschließlich der Göhrde grenzt sie zur A1tmark ab, zu der die Lüchower Niederung nach dieser Gliederung gehört. Im Westen der Lüneburger Heide schließt sich die Stader Geest mit den hier einbezogenen Bereichen der eigentlichen Stader- und Zevener Geest, der Wümmeniederung und der Verdener Geest an. (Karte 3).

 

[2.1.2] Physisch-geographische Merkmale

[2.1.2.1] Relief

[2.1.2.1.1] Hohe Heide

Dieser wallartige Höhenzug, der sich im durchschnittlichen Verlauf 120 m ü.NN erhebt, zeigt im Gebiet der Schwarzen Berge, wo er größte Höhen bis 155 m ü. NN (bei Sieversen) erreicht, einen steilen Nord-Abbruch zum Elbetal, welches in diesem Bereich heute nur geringste Höhen von 0-1 m ü. NN aufweist. Die Hauptstreichrichtung ist hier zunächst Nord-Süd gerichtet, sie biegt im engeren Raum der Hohen Heide (Wilseder Berg, 169 m ü. NN) nach Osten ab, um sich nach ungefähr 30 km wiederum nach Süden zu wenden. Dort findet sie ihre Fortsetzung in dem Nordost-Südwest ausgerichteten Lüßplateau mit Höhen zwischen 100 m und 130 m ü.NN (Lüßberg). Der West- resp. Südrand aller Teilbereiche der Hohen Heide ist unabhängig von Zertalungen recht flach ausgeprägt und weist in der Höhenlinienabfolge eine relativ gleichmäßige Neigung auf.

Von diesem Randbereich jeweils nach Osten bzw. Norden schauend, bietet sich das Bild mehrerer parallel verlaufender Höhenrücken zunächst in enger Staffelung, die dann zur Luheheide und zum Uelzener Becken hin größere Abstände zueinander einnehmen. Der Abfall des Haupthöhenzuges ist in diese Richtungen sehr viel deutlicher als auf der Gegenseite ausgeprägt, in einigen Fällen, z.B. Totengrund in der Nähe des Wilseder Berges, treten lokal steile Formen auf. Die sonstige Oberfläche zeigt das Erscheinungsbild einer flachwelligen Ebene, die im Norden (Schwarze Berge) mehr, im Süden auf der Lüß-Fläche weniger stark durch Kuppen und Hügel gegliedert ist. Typische Talformen der Hohen Heide sind im eigentlichen Sinne Trockentäler, da die meisten existierenden Gewässer im Übergang zu den angrenzenden Gebieten entspringen. Allein Seeve, Luhe, Gerdau und die diesen naturräumlichen Bereich im Südwesten begrenzende Aue schneiden von Norden und Nordosten tief in den Verlauf des Höhenzuges ein; sie sind, soweit man es dem verwendeten Maßstab entnehmen kann, meist als Kerbtäler ausgebildet.

 

[2.1.2.1.2] Südheide

Dieser Landschaftsraum umfaßt das Gebiet südlich der Hohen Heide bis zur Allertalniederung im Süden, ungefähr zwischen Walsrode und Wittingen. Unabhängig vom Einfluß anderer erkennbarer Landschaftsformen, wird er durch eine sanft gewellte, nach SSW geneigte Fläche gekennzeichnet, die zum Beispiel auf der Strecke Munster -Celle (ca. 40 km) von ungefähr 100 m ü.NN fast gleichmäßig auf 50 m ü.NN absinkt, um zur Aller hin mit einem schärferen Gefälleknick von ca. 10 m eine deutliche Grenze zu bilden. Im Westteil wird diese schiefe Fläche durch einige NNO-SSW streichende, parallel verlaufende Hügelketten mit zum Teil steilen Hängen gegliedert. Ihre höchste Erhebung, der Falkenberg östlich von Fallingbostel mit 150 m ü.NN, kennzeichnet den Kreuzungspunkt mit einer anderen, fast rechtwinklig dazu verlaufenden Parallelhügelkette, die niedriger und kuppiger geformt ist. Letztere entspricht in ihrer Ausrichtung dem genau nördlich liegenden Bereich der Hohen Heide. Weitere intensive Prägung erfährt das Gebiet durch die zur Aller gerichtete starke Zertalung, von der der südöstliche Teil der Südheide durch das Fehlen anderer Elemente stärker geformt ist. Die Talungen weisen im Nordteil, d.h. im Oberlauf der ihnen folgenden Gewässer, meist Muldenformen auf, die sich nach Süden in breite Niederungsgebiete ohne nennenswertes Gefälle ausweiten. Zum Teil, wie z.B. bei der Örtze, münden diese Talformen so in die Allerniederung ein, in anderen Fällen sind in einem dazwischenliegenden Bereich wieder schmalere Muldentäler vorhanden.

 

[2.1.2.1.3] Nordheide

Die Luheheide, der Nordteil dieses Raumes, wird auf allen Seiten, außer zur Elbe hin, von Hügelketten begrenzt. Es handelt sich bei ihr um ein vorwiegend flachwelliges, im Westen mehr hügeliges Gebiet, welches mit Erhebungen bis ca. 90 m ü.NN insgesamt leicht nach Norden geneigt ist. Stärker reliefiert ist der nördliche Rand durch einige Hügelketten, die mit einem 20-30 m hohen Abfall die Grenze zum Elbtal bilden. Tief eingeschnitten sind die ebenen Niederungsgebiete von Seeve, Luhe und Ilmenau, die den Gesamtraum in Nord-Süd-Richtung gliedern, und deren untergeordnete Talsysteme die Luheheide großflächig erfassen.

Nach Südosten schließt sich, durch einen Höhenzug, der vom Ilmenautal durchbrochen wird, bogenförmig getrennt, das Uelzener Becken an, welches in einem ovalen Durchmesser von rund 25 km ringsherum durch girlandenförmige, parallel zueinander verlaufende Höhen umgeben wird. Gering eingeschnittene Muldentäler geben dieser Landschaft eine flach reliefierte Gestalt. Der Beckencharakter wird durch weitere girlandenartig angeordnete Kuppen, die zum Zentrum bei Uelzen in der Höhe immer mehr abnehmen, zusätzlich betont. Der Osten weist im leichten Gegensatz zum westlichen Bereich der Mulde eine noch geringere Reliefierung auf, was sich in kleinen, wenigen Flächen, die sich im Niveau kaum mehr von den sie umgebenden und inselartig zerteilenden, breiten Niederungsgebieten unterscheiden, bemerkbar macht.

 

[2.1.2.1.4] Ostheide

Sie bildet die östliche Randlandschaft der Lüneburger Heide im gesamten Gebiet zwischen Elbe und Aller. Während im Norden starke Reliefunterschiede vorhanden sind, hat der Süden eine mehr wenige und kuppige, nur vereinzelt auch leicht hügelige Gestalt.

Die Göhrde ist geprägt von verschiedenen, kräftigen Hügelrücken, für die sich nur eine grobe und nicht allgemeingültige Streichrichtung von Nord nach Süd angeben läßt. Dieses Gefüge unterschiedlicher Höhen schließt Kammern unterschiedlicher Größe und mit meist welliger und muldenförmiger Oberflächenstruktur ein. Der Nord- und Nordostrand dieses Raumes ist zum Elbbal hin mit steilen Abhängen versehen, die Gefälle bis zu 14% aufweisen können (z.B. bei Schutschur). Während die sonst allgemein geringer geneigten randlichen Gebiete der Göhrde, besonders im Nordwesten, stark zertalt sind, treten im zentralen Bereich und nach Osten hin, wo sich mit dem Hohen Mechtin die größte Höhe von 142 m ü.NN befindet, weniger und schwächer ausgebildete Muldentäler auf.

Im Süden der Ostheide, die hier die Grenze zum Altmärker Hügelland bildet, herrschen vornehmlich nach Südsüdwest ausgerichtete Oberflächenformen vor. Breite, ebene Niederungsgebiete gliedern diesen Teil der naturräumlichen Einheit in meist plateauartige, nur durch wenige Kuppen oder Hügel unterbrochene, kaum zertalte Flächen, die zur Aller hin steiler einfallende Kanten von knapp 15 m Höhenunterschied bilden.

 

[2.1.2.1.5] Lüchower Niederung

Wie ein schmales, gleichschenkliges Dreieck stößt dieses Gebilde von der Ostheide her nach Osten in die weite Elbtalniederung vor. Es handelt sich dabei um schwach wellige Flächen, die sich bis zu ca. 50 m ü.NN aus der sie umgebenden, eigentlichen Niederung, welche sich fast eben auf einem Niveau von ungefähr 15 m ü.NN erstreckt, inselartig herausheben. Im südlichen Bereich ist zwischen diesen Flächen ein engerer Verbund festzustellen, dagegen bilden Öring, Lemgow und Höhbeck weiter im Elbtal befindliche, ähnlich strukturierte, aber deutlich getrennt vorliegende Erhebungen. Letztere Anhöhe unterscheidet sich insofern von ihren Nachbarn, als daß sie ein schräges Profil mit einer nach SW gerichteten Abdachung und einem Steilabfall zum heutigen Elbelauf erkennen läßt.

 

[2.1.2.1.6] Stader Geest

Jenseitig, im Westen des betrachteten Großraumes, bildet die Stader-Zevener Geest und die Verdener Geest, getrennt durch die an die Hohe Heide direkt angrenzende Wümme-Niederung, eine der Lüchower Niederung in gewissem Maße vergleichbare Landschaftsform. Wieder handelt es sich um schwach wellige, im Bereich der Verdener Geest auch um etwas hügeligere Flächen, die in diesem Falle ein gemeinsames leicht nach Nordosten gerichtetes Gefälle haben. Intensiv, aber ohne größere Höhenunterschiede zur Wümme und Aller, zur Oste und Elbe hin zertalt, bietet sich das Bild einer von Niederungen unterbrochenen, kleinräumig strukturierten Oberflächengestalt. Im Bereich der Wümmeniederung ist der Anteil der nahezu gefällelosen, ebenen Bereiche und die inselartige Aufsplitterung der wenig höher gelegenen Geländeteile besonders markant. Durch diesen Großraum zieht sich mit nordwestlicher Streichrichtung in leichten girlandenförmigen Bögen ein schwach ausgeprägter Zug von kleinen Kuppen, die an einigen Stellen die 50 m-Marke überschreiten. Sein Ansatzpunkt an die Hohe Heide im Gebiet des Wilseder Berges knüpft an den von dort aus weiterlaufenden, wesentlich mächtigeren, mittleren Zug der Höhenkette an, der hier fast Ost-West gerichtet ist.

Die in diesem Abschnitt behandelten geomorphologischen Merkmale sind in Karte 4 zum Überblick und Vergleich in verschiedenen Formengruppen zusammengefaßt, womit auch eine über das Untersuchungsgebiet hinausgehende Anbindung an die nicht betrachteten Grenz- und Nachbarräume möglich ist.

 

[2.1.2.2] Hydrographie

Durch das Arbeitsgebiet zieht sich in ungefährer Nordwest-Südost-Richtung eine Hauptwasserscheide, die zwischen den Einzugsbereichen der Elbe und der Weser/Aller verläuft.

Im kleinstrukturierten Raum der Stader Geest bei Gnarrenburg beginnend, ist im Westen der erwähnte, gering ausgeprägte Zug von kuppigen Erhebungen Leitlinie der Wasserscheide, die sich vor Erreichen der Wümmeniederung in einem Bogen nach Nordosten wendet, um dann in Ost-West-Richtung die Gewässernetze von Oste und Wümme mit geringsten Höhenunterschieden zu trennen. Von dort dem zentralen Punkt des Wilseder Berges zustrebend, fällt sie in ihrer weiteren, geschwungenen Südosterstreckung mit der Kammlinie der Hohen Heide und des Lüß zusammen. In dessen Übergangsbereich zur Ostheide werden die Einzugsbereiche von Aue/Ilmenau und Ise auf geringem Niveau geschnitten, worauf die Wasserscheide scharf nach Süden abknickt, um mit einigen Bögen zwischen Aller und Ohre bei Oebisfelde in Richtung Magdeburg das Arbeitsgebiet zu verlassen (vgl.: DEUTSCHER PLANUNGSATLAS 1961, Bd. III, Karte 12).

 

[2.1.2.2.1] Hohe Heide

Wie bereits angesprochen wurde, schneiden sich in die Oberfläche der Hohen Heide muldenförmige, dem Gefälle konsequent entsprechende Trockentäler ein, die höchstens einmal episodisch, d.h. bei extremen Starkregen, wasserführend sein können. Eine gewisse Ausnahme bildet das durch das Seevetal vom Haupthöhenzug abgetrennte Gebiet der Schwarzen Berge, welches in der Buchholzer Gegend von kleinen, südgerichteten Wasserläufen angeschnitten wird. Insgesamt kann aber gesagt werden, daß Quellhorizonte erst unterhalb der 100 m-Linie bis zur 50 m-Linie auftreten und damit nicht mehr für diesen Naturraum charakteristisch sind.

 

[2.1.2.2.2] Südheide

Die Gewässer dieses Bereiches, wichtigste Nord-Süd fließende Sammler sind die Böhme, Meisse, Örtze und Lachte, weisen ein nur geringes Gesamtgefälle von ca. 1% auf, ihre Erosionsbasis ist die Aller. Der Ursprung der Abflußsysteme liegt am Rand der Hohen Heide und des Lüß. Nach meist fächerförmiger Zusammenfassung der verästelten Quellbäche, in deren Bereich das relativ stärkste Gefälle liegt, treten sie in weite Muldentäler mit breiten, ebenen Talböden ein, in denen sie Niederungen mit hohem Grundwasserstand bilden. Die sich hier mit den Hauptwasserläufen vereinigenden Zuflüsse sind fast rechtwinklig zu ihnen angelegt und lassen das Phänomen von Bifurkationen, so z.B. zwischen der in die Örtze fliessenden Wietze und der Meisse im Gebiet des Großen Moores, erkennen. Zur weit mäandrierenden Aller hin ist wieder eine leichte Zunahme der Gefälleneigung zu beobachten; mit Ausnahme des Böhmelaufes treten nach dem Eintritt in die Allerniederung weite Mündungsverschleppungen auf, die von flachen Geländezungen, die sich dem Talprofil von Südosten her vorlagern, hervorgerufen werden.

 

[2.1.2.2.3] Nordheide

Die Luheheide ist geprägt von den Gewässersystemen der Seeve und der Luhe, die sich.entsprechend der Anbindung an die auf geringerem Niveau als die Aller fließende Elbe tiefer als deren Subsysteme in die Landschaft einschneiden. Ihre Hauptfließrichtung ist nach Norden gerichtet, doch in ihren südlichen Bereichen schwenkt ihr Lauf, entgegen der Fließrichtung betrachtet, nach Süd- westen hin aus (Luheknie bei Oldendorf, Seeveknick bei Jesteburg). Damit folgen sie zumindest in ihrem Oberlauf konsequent der durch die Kammlage der bogenförmigen Hauptwasserscheide vorgegebenen Gefällerichtung. Sowohl Seeve als auch Luhe sind von den ihnen im Bereich der Hohen Heide jeweils nahegelegenen Einzugsbereichen der Este einerseits und der Böhme andererseits durch Schwellen mit relativ geringen Höhenunterschieden getrennt. Ihnen ist auch ein ähnliches Gefälleprofil gemeinsam, beide haben in ihren Oberläufen den größten Neigungswinkel, der allmählich abflacht. An den oben angegebenen Punkten der Fließrichtungsänderungen erreichen sie, weit vor der Einmündung in die Elbe, breite, flache Talmulden, die sie nur noch mit geringstem Gefälle und teilweise mäandrierend durchfließen. Die zwischen diesen beiden Wasserläufen befindlichen Landschaften, das gilt ebenfalls für das Gebiet zur Ilmenau hin, sind zwar großflächig zertalt, doch weisen sie nur wenige offen fließende, fächerförmige Subsysteme auf, Trockentäler und -mulden sind jedenfalls auf den Ostseiten der Flüsse eine häufigere Relieferscheinung.

Letzteres gilt gleichermaßen für den Unterlauf der Ilmenau, bei der jedoch eine sich trichterförmig zur Elbe hin ausweitende Niederungszone nur in kleinem Umfange nördlich Lüneburgs feststellbar ist.

Die Hydrographie der Uelzener Beckenlandschaft ist geprägt von einem dichten Netz zentripedal auf die Ilmenau bei Uelzen zulaufender Gewässer. Ihre jeweilige Fließrichtung wird von den im Becken befindlichen, halbrund angeordneten niedrigen Kuppen beeinflußt, wie im Falle der im Ostteil fast spiralförmig verlaufenden Wipperau. Die von Bächen durchflossenen flachen Mulden sind fast ausnahmslos von nassen Niederungen eingenommen, was auf das geringe Gefälle des Abflußsystems hinweist. In Einzelfällen durchbrechen aber auch Gewässer den, die Uelzener Mulde als Kranz umgebenden, Höhenrücken und bilden wie die Gerdau zur Örtze oder die Aue zur Ise flache Talwasserscheiden. Interessant ist an letzterem Beispiel die hakenförmige Umgreifung der dem Haupthöhenzug angehörenden Wierener Berge durch die Aue.

 

[2.1.2.2.4] Ostheide

Der nordwestliche Teil der Göhrde wird von einigen, zum Ilmenausystem gehörenden Bächen und zwei kleineren, eigenständigen Gewässersystemen angeschnitten. Die Bäche dieser beiden verzweigten Netze durchfließen auf ihrem direkten Weg zur Elbe tief eingeschnittene, teilweise vernäßte Muldentäler und spiegeln damit die hohe Reliefenergie des Nordabhanges. Das gesamte zentrale Gebiet ist frei von Wasserläufen, hier treten wieder Trockentäler auf. Erst weiter im Süden verdichtet sich das östlich gerichtete Gewässernetz zu einem Gewirr breiter, nasser Niederungen, welche unabhängig von ihrer Anbindung an die nördliche oder die südliche Dumme auch untereinander verknüpft sind und dadurch keine eindeutigen Fließrichtungen erkennen lassen.

Die Wasserläufe der südlichen Ostheide sind in ihrem Formenschatz von den weiter westlich gelegenen der Südheide nicht zu trennen. Ise und Kleine Aller verlaufen ohne ausgeprägtes Gefälle fast linear Südsüdwest, ihre Ursprungsgebiete fassen im Norden, in Relation zu ihrer Gesamtlauflänge, weite Fächer von Quellzuflüssen zusammen. Eine Sonderheit, die aber auch wieder mit Erscheinungen der Südheide vergleichbar ist, stellt der Verlauf der Ohre dar, die sich parallel zur Streichrichtung des Haupthöhenzuges des Altmärker Hügellandes nach Südosten erstreckt und so die Grenzlinie des Raumes bildet.

 

[2.1.2.2.5] Lüchower Niederung

Die einzelnen Landschaftsinseln dieses Bereiches weisen keine eigenen Gewässer auf, sie werden von kleineren und größeren, miteinander vernetzten Niederungen mit hohem Grundwasserstand durchtrennt und umgeben. Diese entwässern meist zur Jeetzel hin, die den Raum mit nördlichem, leichtem Gefälle mäandrierend durchquert. Allein im östlichen Bereich des Gartower Forstes sind keine Bäche oder Gräben vorhanden.

 

[2.1.2.2.6] Stader Geest

Den nordöstlichen Rand bildet das Flußsystem der Este, welches sich parallel zu den Schwarzen Bergen nach Norden hin erstreckt. Die bogenförmig von Osten nach Nordwesten zur Elbe strömende Oste ist, neben der der Weser zufließenden Wümme, einer der Hauptsammler der Stader-Zevener Geest. Außerdem sind kleinere Systeme, wie Aue oder Schwinge, direkt der Elbe zugewendet, womit sich insgesamt ein dichtes Netz von Wasserläufen mit vielen stauwassernassen Mulden ergibt. Gerade im Bereich der Wümmeniederung sind diese besonders intensiv in einem die Hohe Heide begrenzenden Fächer vernetzt und bilden das Hauptkennzeichen dieser Landschaft. Der Wümmeverlauf wird durch das höhere Gebiet der Verdener Geest aus einer Südwest-Richtung nach Westen hin abgelenkt und verzweigt sich dort in mehrere Arme, verschiedene Nebengewässer greifen mit geringen Abständen kammförmig in die Flächenform hinein. Deren wichtigste zur Aller gerichteten Wasserläufe sind Lehrde und Gohbach, die, wie schon einige Male für den Südteil des Arbeitsgebietes beschrieben, durch Niederungen in Form von Parallelogrammen miteinander verbunden sind. Der Westen der Verdener Geest ist durch eine breite, von Gräben durchzogene Mulde vom Ostteil getrennt und wird von wasserreichen Senken inselartig zergliedert.

 

[2.1.2.3] Substrat

Mit nur einer Ausnahme (Lüneburger Kalkberg) bilden fluviatile, glazifluviatile, glaziale und äolische Sedimente die Substratdecke des Arbeitsgebietes. Diese Lockergesteine finden zusammen mit humosen Torfbildungen ihren Niederschlag in den Bodenarten, deren großräumige Verteilung in Karte 5 dargestellt wird. Da diese Arbeit auf eine eingehende morphogenetische Betrachtung verzichtet, erscheint es sinnvoll, das vielfach sehr kleinflächige Substratmosaik hier in mehr interpretierender Form zugänglich zu machen.

Augenfälligstes Merkmal Nordost-Niedersachsens ist die großräumige Verbreitung vorwiegend sandiger Böden, die nicht nur die Hohe Geest bedecken, sondern auch weite Flächen der Niederungsgebiete einnehmen (vgl. Karte 4). Die kleinmaßstäbige Kartierung gibt indessen die wahre Verteilung dieser Hauptbodenart im Bereich der verschiedenen Geestplatten etwas verzerrt wieder, dort ist eine sehr viel kleinräumiger strukturierte Vergesellschaftung von lehmigen und sandigen Substratflächen mit moorigen bzw. anmoorigen Wannen festzustellen. Ähnliches gilt auch für die Sandlößgebiete, die allein in den wenigen aufgenommenen Fällen bei Harburg, Salzhausen, Bevensen, Hermannsburg und Wittingen zusammenhängende Einheiten bilden, ansonsten ist dieses Substrat nur lokal und in geringer Mächtigkeit vertreten.

Diese eigentümliche Substratverteilung ist eines der Ergebnisse pleistozäner Formungsprozesse, die hier insbesondere auf das Saale-Glazial zurückgehen. Den betrachteten Raum beherrscht die sich von den Schwarzen Bergen bis zum Lüß erstreckende Endmoräne des Warthe-Stadials, der im Osten die Göhrde-Staffel, die auch als Osthannoversche Endmoräne bezeichnet wird, nachgelagert ist (SCHRADER 1965, n. pag., passim). Südlich des Haupthöhenzuges befindet sich eine ältere Bildung, die Falkenberger Endmoräne, die dem Rehburger bzw. Drenthe-Stadium der Saale-Eiszeit zugeordnet wird (WOLDSTEDT 1939, passim; WOLDSTEDT 1950, passim; ILLIES 1955, passim).

Dieses Wissen erlaubt es nunmehr, unter Heranziehung des von PENCK entwickelten Systems der Glazialen Serie (1901, passim, Abb. S. 15/16), die Verteilung der Hauptbodenarten in ihren morphogenetischen Grundzügen verständlich zu machen.

Die von Nordosten vorrückenden Gletscher des Warthe-Stadials bildeten im Gebiet der Luheheide und der Lüchower Niederung vornehmlich Grundmoränen mit geschichteten Sanden, durchsetzt mit lehmigem Moränengeschiebe, aus, die von kleineren und größeren (Göhrde), übersandeten Endmoränenzügen untergliedert werden. Flächenhaft bedeckt diese Grundmoräne das Zungenbecken der Uelzener Mulde, dessen glaziale Ausformung eindrucksvoll durch die Umwandlung der eiszeitlichen zentrifugalen Gletscherentwässerung in eine zentripedale Fließrichtung (Gerdau, Aue) nach Rückzug des Eises belegbar ist. Der mehrfach gestaffelten, von mächtigen Geschiebesanden überzogenen Haupt-Endmoräne sind nach Süden und Südwesten weite Sanderflächen vorgelagert, welche durch konsequent und subsequent fließende Sammler der Gletscherwasser durchschnitten sind. Die starke denudative Erosion hat besonders im Bereich der Stader Geest zur teilweisen Freilegung älterer eiszeitlicher Grundmoränen, die als Geschiebelehminseln erkennbar sind, beigetragen und unterwarf diese weiteren Verebnungsprozessen. Eine andere glaziale bzw. periglaziale Bildung sind die inselartig vorkommenden Flottsand-, besser: Sandlöß-, Decken, die als äolisches Sediment mit etwas gröberer Körnung als der eigentliche Löß, meist östlich von Höhenzügen d.h. also leeseitig, abgelagert worden sind (SCHEFFER/SCHACHTSCHABEL 1979, 9 u. passim).

 

[2.2] Umweltrekonstruktion

Neben den, im Postglazial nur noch geringem Wandel unterworfenen, Umweltbedingungen des vorigen Abschnitts stehen solche Systeme, die aufgrund ihres komplexen Aufbaues entweder eigenständigen Schwankungen (Klima) unterworfen sind oder die in unterschiedlicher Weise durch anthropogene Einwirkungen geprägt und verändert worden sind (s. oben). Für diese ist nur auf indirektem Wege eine Aussage über den Ist-Zustand während der Älteren Bronzezeit möglich.

Zu den wichtigsten Quellen zählen die Moore, die sich während des Holozäns in den weiten, schlecht drainierten Niederungen gebildet haben. Ihre Entstehung ist zum einen auf eine, gegenüber den Wassermengen der eiszeitlichen Abtauvorgänge, geringer werdende Wasserführung in den stark ausgeräumten Talungen, zum anderen auf die eustatische Meeresspiegelanhebung mit verschiedenen Transgressionsphasen - Flandrische Transgression, Dünkirchener Transgression - , die z. B. im Elbtal die Erosionsbasis um ca. 20 m erhöhte (SIMON 1964, passim), zurückzuführen. Die in beiden Fällen resultierende Abnahme der Erosions-, bzw. Zunahme der Akkumulationsneigung bewirkte eine Verringerung der Fließgeschwindigkeit mit verstärkter Ablagerung der von den Gewässern mitgeführten Fracht und damit eine Verebnung, Vernässung und Vermoorung von Talmulden. Die in diesen Mooren entstandenen Torfprofile sind die Basis pollenanalytischer und absolutchronologischer Untersuchungen, die Einblicke in die Vegetations- und Klimageschichte erlauben.

Die anschließende Betrachtung bezieht sich im engeren Rahmen auf den Zeitraum von 1100 bis 1600 v. Chr. (s. 1.2.2) und folgt dem hier methodisch vorgegebenen Weg (s. Zusammenfassung bei: KREEB 1983, 127-130).

 

[2.2.1] Vegetation

Dieser grobe Zeitrahmen für die Ältere Bronzezeit fällt aus paläobotanischem Blickwinkel in die pollenfloristische Zone VIII M (M=Mitteleuropa) nach FIRBAS (1949, passim), bzw. in die Zone IX NWD (NWD= Nordwestdeutschland) nach OVERBECK (1975, passim u. Tab. 24, 392 r). Bei beiden Autoren handelt es sich dabei um die Späte Wärmezeit, die auch als Subboreal oder Eichen- Hasel-Zeit synonym benannt wird (a.a.O.).

Der Beginn der PZ IX NWD n. OVERBECK liegt etwa um 3000 v. Chr. (Übergang PZ VIII / IX NWD) (Translat. d. Art- u. Gattungsnamen nach: SCHMEIL-FITSCHEN 1976, passim):

Er ist gekennzeichnet durch den Abfall der Ulmus- Kurve [Ulme, Anm. M. N.], oft auch durch den Rückgang von Tilia [Linde, Anm. M. N.] und das Einsetzen der kulturanzeigenden Plantago-lanceolata-Kurve [Spitzwegerich, Anm. d. Verf. M. N.]
(OVERBECK 1975, 399).

Die Hasel (Corylus avellana L.) erreicht zu Ende der PZ IX NWD , Grenze zu X NWD, ein Maximum, welches nach 14 C- Datierungen um 1100 v.Chr. liegt (OVERBECK a.a.O., u. 401). In der zweiten Hälfte von IX NWD beginnt die geschlossene Fagus-Kurve (Rotbuche), die nach absolutchronologischen Untersuchungen im Großen Moor bei Gifhorn um 1600 v. Chr. die 1%- Marke überschreitet (OVERBECK 1975, Tab. S. 400); die Hainbuche (Carpinus betula L.) tritt erst sehr viel später, im letzten Drittel der "Späten Wärmezeit" in einer geschlossenen Kurve auf (FIRBAS 1952, 155; OVERBECK 1975, 401). Eine Besonderheit der Südheide und der südlichen Ostheide ist das Vorkommen der Fichte (Picea abies (L.) KARST.), was nach FIRBAS (1952, 170) zum Begriff der "nordwestdeutschen Fichteninsel" geführt hat.

Das Vegetationsbild der außerhalb der Moore gelegenen trockeneren Bereiche wird im Baumpollenspektrum (BP) durch eine Mittelwertbildung der Pollensumme für Fagus (Rotbuche), Carpinus (Hainbuche), Quercus (Eiche) und Betula (Birke) erfaßt (FIRBAS 1952, 155). In einer dazu publizierten Tabelle (FIRBAS 1952, 156 Tab. 28) ist die Lüneburger Heide (Auszug) in PZ VIII M n. FIRBAS durch 121 Proben aus 24 Mooren überproportional günstig vertreten (Stand: 1952). Der obige Mittelwert erfährt folgende Aufschlüsselung: Fagus 7,3%, Carpinus 1,3%, Quercus 44,8%, Betula 46,6%.Diese vier Arten bilden zusammen 45,3 % der Baumpollen (a.a.O.). Es ergibt sich daraus ein vorherrschender Waldtyp, ein Eichen-Birken-Wald, wobei nicht auszuschliessen ist, daß die im Vergleich zu anderen Arten große Pollenmengen produzierende Birke als typischer Vertreter einer Moorrandvegetation in diesem Spektrum überrepräsentiert wird (FIRBAS 1952, 157).

Dieser aufgelockerte, dafür spricht der hohe Anteil der stark lichtbedürftigen Hasel, Eichen-Birken-Wald ist besonders auf den trockeneren Standorten des Arbeitsgebietes der dominierende Waldtyp, andererseits scheint er auf feuchteren, lehmigen und kalkhaltigen Substraten zumindest seit 1600 v. Chr. (s.o.) schon kräftig von Rotbuchenbeständen durchsetzt, eventuell auch verdrängt zu sein (OVERBECK 1975, 479 u. Abb. 193 S. 543). Weitere wichtige Baumarten sind die Erle (Alnus incana (L.) MOENCH und Alnus glutinosa (L.) GAERTN.) an Flußufern und in Bruch- und Auwäldern, sowie die Kiefer (Pinus sylvestris L.), die meist oligotrophe Bruchmoore und einige Hochmoore bestockt (FIRBAS 1949 u. 1952, passim; OVERBECK 1975, passim). Zu den klimatisch bedeutsamsten Arten, die in Baumpollenspektren dieser Pollenzone vertreten sind, zählt die Eibe (Taxus baccata L.) (OVERBECK 1975, 483-485) neben der bereits oben erwähnten Fichte, die sich in der südöstlichen Lüneburger Heide "auf ein Gebiet mit etwas höherer Winterkälte und gleichzeitig größerer Häufigkeit an armen, zur Vermoorung neigenden Böden" beschränkt (FIRBAS 1952, 160).

 

[2.2.2] Klima

Die Ergebnisse der Paläobotanik sind die wichtigsten mittelbaren Grundlagen zur Rekonstruktion der klimatischen Verhältnisse während des Holozäns, zu dem der betrachtete Zeitraum gehört.

Die Qualität der erschließbaren Daten ist abhängig von einer eindeutigen Korrelation bestimmter vegetativer Merkmale zu einzelnen Klimafaktoren, wobei die meisten dieser Beziehungen aktualistischen Vergleichen entnommen werden. Wenn aber, wie zum Beispiel beim Feuchtigkeitsindex, Pflanzen auf Kombinationswirkungen, hier: die Resultierende aus Temperatur und Niederschlag, reagieren, sind quantitative Aussagen über einen der daran beteiligten Faktoren nicht zu erwarten (Koinzidenzproblem bei OVERBECK 1975, 665).

Unter diesen Voraussetzungen ist der von OVERBECK (1975, Abb. 262, S. 666) für das nordwestliche Mitteleuropa entwickelte Darstellungsversuch zur allgemeinen Klimaentwicklung der Nacheiszeit zu betrachten, wobei die Temperatur und Feuchtigkeitskurven in der von JANKUHN (1977, Abb. 16, S. 54r) publizierten Form erheblich besser zu lesen sind:

In dem bezeichneten Ausschnittder PZ IX NWD Eichen-Haselzeit (n. OVERBECK, s.o.) ist ein gewisser Rückgang der mittleren Jahrestemperaturen gegenüber der PZ VIII NWD Eichenmischwald-Haselzeit/Atlantikum festzustellen. Im Vergleich zum heutigen Klima, - angegeben sind in der Tabelle Bezugswerte für Kiel: Jahr 7,6 °C, Januar ± 0 °C, Juli 16,3 °C (a.a.O.)- , sind auf der einen Seite höhere Jahresmitteltemperaturen erkennbar, andererseits ist zu Beginn der Älteren Bronzezeit der relative Jahresgang mit kälteren Januarwerten um -1 °C und höheren Juliwerten um 18 °C stärker ausgeprägt. Diese kontinentalere Klimaprägung entspricht heute etwa einer Linie Greifswald-Berlin-Dresden, was den Rückschluß auf einen genaueren Jahresmittelwert von 8,5 °C erlaubt (vgl.: DIERCKE WELTSTATISTIK 1984, passim). Die Feuchtigkeitskurve, die aus den oben diskutierten Gründen nicht mit einer Niederschlagskurve gleichgesetzt werden kann, ist im Subboreal starken relativen Schwankungen unterworfen, was u.a. auf das Problem der kausalen Erforschung von Wasserstandsänderungen in Mooren verweist. Für den Zeitraum zwischen 1600 und 1100 v. Chr. kann der Kurvenverlauf annähernd mit modernen Verhältnissen verglichen werden.

Unter der Voraussetzung, daß die grundsätzlichen, für bestimmte klimatische Verhältnisse verantwortlichen Bedingungen, wie das planetarische Windsystem, die Meeresströmungen, die räumliche Verteilung von Land- und Meeresflächen sowie das Relief der kontinentalen Oberflächen, seit dem Pleistozän als relativ stabil angesehen werden (SCHWARZBACH 1961, passim), können auch heutige Klimawerte in eine Relation zu den vegetationskundlich gewonnenen Eckdaten gesetzt werden (vgl.: SIELMANN 1972, 1-8). Im Arbeitsgebiet kann also z.B. mit einer von West nach Ost zunehmenden Kontinentalität gerechnet werden, was durch die genannte Fichteninsel der südöstlichen Heide - Picea ist zur Verdrängung anderer Baumarten an eine Januar-Isotherme von -3°C gebunden (FIRBAS, ?, nach: OVERBECK 1975, 482) - eindrucksvoll bestätigt wird. Weiterhin erscheinen jetzt spezielle Wetterbeobachtungen umsetzbar, die in den letzten 100 Jahren für diesen Raum zusammengetragen wurden (Auszug aus: MITTELHÄUSER 1977, 108- 112):

Wind: Im Jahresgang überwiegend Westwinde, Südwestwinde vornehmlich im Winterhalbjahr, Nordwestwinde Juni-Juli.
Niederschlagsmengen: Steigungsregen an Geesthöhen, höchste Kuppen ca. 750 mm Jahresmittel, Ostabdachung der Hohen Heide weniger als 700 mm, Ostheide und Wendland unter 600 mm.
Niederschlagsverteilung: ganzjährig, Niederschläge von mind. 1 mm an durchschnittlich 180 Tagen/Jahr, Maxima Juli-August und Dezember-Januar, wobei mengenmäßig die Sommerniederschläge überwiegen.
Gewitter: Relativ häufig, mindestens 5 mm Niederschlag in 5 Min. an über 22 Tagen im Jahr.
Schnee: Von Mitte November bis April, Schneedecke an durchschnittlich ca. 30-40 Tagen/Jahr.
Nebel: Moorniederungen um 60 Tage/Jahr, Flußtäler und Becken Strahlungsnebel an durchschnittlich 50 Tagen/Jahr.
Temperatur: Mittlere Jahrestemp. 8-9 °C, Julimittel 16-18 °C, Januarmittel unter -1°C, Höchsttemp. der östlichen Lüneburger Heide 37- 38 °C, Niedrigsttemp. im gleichen Raum -26 bis -28 °C.
Frost: Frostfreie Periode von im Mittel nur 140 Tagen im Jahr, besonders Sandgebiete, noch mehr große Moorgebiete: hier späte Fröste im Frühjahr und sehr frühe Herbstfröste, extrem: im August, trotz günstiger Mittelwerte von ca. 150 Tagen/Jahr sicher frostfrei nur weniger als 2 Monate.
Pflanzenwachstum: Erreichen der Grenztemperatur von +5 °C zwischen dem 31.3.- 10.4. Dauer ca. 200 Tage im Jahr.

 

[2.2.3] Böden

Die Entwicklung der unterschiedlichen Bodentypen ist von Klima, Ausgangsgestein, Relief, Wasser und biotischen Einflüssen gleichermaßen abhängig, wobei die ablaufenden Prozesse sowohl von einem Faktor allein als auch von verschiedenen Faktoren zusammen beeinflußt und gesteuert sein können (SCHEFFER/SCHACHTSCHABEL 1979, 309).

Je länger der Zeitraum ist, in dem die bodenbildenden Faktoren wirken, desto weiter ist ein Boden entwickelt und desto stärker ist er im allgemeinen in Horizonte mit unterschiedlichen Eigenschaften differenziert
(a.a.O).

Da die orographische Struktur des Arbeitsgebietes seit dem Ende der Saale-Eiszeit keinen extremen Veränderungen mehr unterworfen war, standen hier über 70.000 Jahre (WILHELMY 1981, III, 60) für eine Bodengenese unter wechselnden klimatischen Bedingungen zur Verfügung.

Bereits in Abschnitt 2.1.2.3 wurde angeführt, daß die aus Lockergesteinen bestehenden geologischen Substrate mit den Hauptbodenarten weitgehend identisch sind. Da diese, zusammen mit dem jeweiligen lokalen Relief, die einzig ortsfesten Faktoren der Bodenbildung darstellen, können zur Erläuterung der Bodentypen Karte 4 und Karte 5 verwendet werden. Es muß hinzubemerkt werden, daß hier, entsprechend dem kleinen Abbildungsmaßstab, nur ein zusammenfassender Überblick gegeben werden soll.

Nach der bei SCHEFFER-SCHACHTSCHABEL abgedruckten Karte der Bodenregionen Mitteleuropas (1979, Abb. 151 S. 369) bilden sog. Pleistozän-Leitböden die Pedochoren der betrachteten Landschaft. Auf lehmigen und schluffigen Substraten (Grundmoränen und Sandlösse) sind dabei vornehmlich Braunerden, Parabraunerden sowie primäre und sekundäre Pseudogleye verbreitet, während, sich in sandigen Oberflächen (Endmoränen, Sander) überwiegend Podsole, bei hohem Grundwasserstand auch Raseneisengleye und Hochmoore entwickelt haben. Diese weitgehende Korrelation zwischen Bodenarten und Bodentypen ist auch durch großmaßstäbigere Kartierung (1:100.000) erwiesen (BODENKUNDLICHER ATLAS VON NIEDERSACHSEN 1940, I, Abt. A, passim).

Aus den klimatischen Verhältnissen der Nacheiszeit läßt sich entnehmen, daß die grundsätzliche Ausprägung und Verteilung der heute vorhandenen Bodentypen während und nach dem Subboreal keinen einschneidenden pedogenetischen Wandlungen mehr unterworfen war. So kann z.B. die, für die Parabraunerde bzw. für den sekundären Pseudogley notwendige, Tonmineralverlagerung recht schlüssig mit den warmen und relativ trockenen Bedingungen des Boreals verknüpft werden (SCHEFFER/SCHACHTSCHABEL 1979, 310). Allein im Hinblick auf die besonders unter humid-gemäßigtem Klimaregime (Subatlantikum-Gegenwart) ablaufende Entwicklung von Braunerden über Podsol-Braunerden zu Podsolen muß diese allgemeine Feststellung relativiert werden, da dieser Prozeß fast ausschließlich von der Vegetation gesteuert wird (SCHEFFER/SCHACHTSCHABEL 1979, 336).

Die Entwicklung eines Podsols ist abhängig von einer zunehmenden Versauerung des Oberbodens, die unter natürlichen Umständen durch die nährstoffarm, sich nur sehr langsam zersetzende und wasserlösliche Huminsäuren (Fulvosäuren) produzierende Rohhumusauflage aus der Streu von Koniferen oder Heidebeständen hervorgerufen wird. Das Resultat ist die Auswaschung von Al-, Fe- und Huminstoffkomplexen aus dem Oberboden und ihre Ausfällung in einem geringere Acidität aufweisenden, tieferen Horizont (SCHEFFER/SCHACHTSCHABEL 1979, 295). Es bildet sich, in Abhängigkeit von der Zeit, und unter "idealen" Voraussetzungen, ein typisches Podsolprofil mit Bleichhorizont und Orterde, bzw. -stein, aus: L-Of-Oh-Ahe-Ae-B(s)h -B(h)s-C (AG BODENKUNDE 1982, 222).

Eine besondere Rolle spielen dabei Calluna vulgaris (L.) HULL (Besenheide) auf trockenen Standorten und Erica tetralix L. (Glockenheide) in grund- und stauwassernahen Lagen insofern, weil erst forstliche Maßnahmen der jüngsten Vergangenheit für eine großflächige Verbreitung von Koniferen gesorgt haben, womit deren Streu als Grund für die weiträumige und tiefgründige Podsolierung ausfällt. Im 18. Jahrhundert sind nämlich enorme, weit über die heutige Verbreitung hinausgehende Heideflächen belegt (vgl.: TOEPFER 1977, 12), die im Bereich der Hohen Heide als Ursache dieser speziellen Bodenbildung angesehen werden müssen.

Daraus ergibt sich, daß die heutigen räumlichen Verteilungsmuster von Braunerden und Podsolen auf sandigen Substraten mit großer Sicherheit nicht die Verhältnisse im Subboreal widerspiegeln, im Gegenteil muß u.U. mit einem höheren Anteil von Braunerden gerechnet werden. Von Bedeutung ist dies vor allem für die Beurteilung der Bodenfruchtbarkeitsverhältnisse, da Braunerden, abgesehen von dem hier durch die gleiche Bodenart vorgegebenen, relativ schlechten Wasserhaltevermögen, einen wesentlich ausgeglicheneren Nährstoffhaushalt als Podsole aufweisen. Ansonsten ist für die Nutzbarkeit der in Nordost-Niedersachsen vertretenen Böden zu sagen, daß neben den Podsolen auch die organischen und anorganischen Naßböden (Moore, Gleye und Pseudogleye) schlechte Voraussetzungen für Ackerbau bieten, da sie der Entwässerung bedürfen. Allein die Braunerden und Parabraunerden auf Geschiebelehm, besonders aber die auf Sandlöß erreichen nach moderner Einschätzung (Bodenbewertung: vgl. SCHEFFER/SCHACHTSCHABEL 1979, 373-378) durchschnittliche bis mittelgute Werte.

 

[2.2.4] Fauna

Sichere Angaben zur Tierwelt des Subboreals, resp. der Älteren Bronzezeit i.e.S., können für das Arbeitsgebiet wegen mangelnder Quellen nicht erstellt werden. Man muß aber davon ausgehen, daß die heutige Fauna kein verläßliches Abbild des Artenbestandes dieses Zeitraums geben kann, da der Mensch, weniger durch direkte Jagd, sondern vielmehr indirekt durch die sich ausweitende Umwandlung von Naturlandschaft in Kulturlandschaft Initiator weitgreifender Veränderungen war und ist.

Einerseits hat die menschliche Rodungstätigkeit zur Gewinnung ackerbaulich nutzbarer Flächen im Laufe der Zeit, vermutlich bereits seit dem Neolithikum, die Einwanderung einiger Tierarten zur Folge, die eigentlich als Steppenbewohner anzusprechen sind, z.B.: Feldhase, Kaninchen (12. Jh.), Hamster, Großtrappe, Rebhuhn, Wachtel, Feldlerche und Haussperling (STERN u.a. 1980, 97). Auch Nicht-Europäer wurden, wenn auch erst in jüngerer Vergangenheit, absichtlich oder unabsichtlich eingebürgert, so z.B. der Fasan im 18. Jh. (BROCKHAUS 1968, Bd. 29, 144) und der Waschbär im 20. Jh. (STERN u.a. 1980, 76). Zum anderen, und das in bedrohlich zunehmendem Maße, resultiert aus der Zunahme der Bevölkerung und der Inbesitznahme immer größerer Flächen durch den Menschen die Ausrottung von immer mehr Wildtierarten (ZISWILER 1965, VII nach: WERNER 1977, 2). Dieser Verdrängung und Vernichtung fielen im nördlichen Mitteleuropa u.a. Wisent, Auerochse, Luchs, Bär, Wolf, Biber und Otter zum Opfer, bedroht davon sind heute eine Unzahl von verschiedenen Arten (STERN u.a. 1980, passim).

 

[2.3] Anthropogene Umwelteinflüsse

Die menschliche Nutzung seiner natürlichen Umwelt und die von ihm bewirkten Änderungen der ökologischen Systeme sind gerade für diesen Abschnitt des Holozäns sehr schwer faßbar, da sich der anthropogene Einfluß, im Gegensatz zu jüngeren Zeiten, noch nicht faktoriell von eventuell natürlichen Ursachen abtrennen läßt. Es sind aber durchaus Indizien vorhanden, die z.T. sicher, z.T. mit einiger Vorsicht als Dokumente menschlichen Wirkens interpretiert werden können.

Die wichtigsten Hinweise ergeben sich wieder aus pollenanalytischen Untersuchungen der Paläobotanik, wobei hier der Forschungszweig der Paläoethnobotanik sein besonderes Aufgabengebiet findet (vgl. WILLERDING 1970, 291, passim).

Der Anbau von Getreide ist für Niedersachsen und gerade für das Arbeitsgebiet bereits im Neolithikum durch Pollen (vgl. SCHWAAR 1980, passim) und Korneinschlüsse in Keramik (HOPF 1964, passim) interdisziplinär belegt. Neben diesem direkten Nachweis für eine ackerbebauende Wirtschaftsweise stehen in Pollenspektren sog. Kulturanzeiger zur Verfügung, wie z.B. der Spitzwegerich (Plantago lanceolata L., s. oben), der Sauerampfer (Rumex acetosa L.) und verschiedene Arten aus der Familie der Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae), besonders aus deren Gattung Melde (Atriplex) (OVERBECK 1975, 518; JANKUHN 1977, 66). Deren vermehrtes Auftreten in einer geschlossenen Kurve weist auf das Vorhandensein von offenen Wiesen und Weiden, z.T. auch auf brachliegende Flächen hin und ist damit Ausdruck einer nicht genauer spezifizierbaren Viehhaltung (OVERBECK 1975, 518; JANKUHN 1977, 66).

In den Pollenprofilen zeichnet sich vom Beginn der PZ IX NWD (Subboreal) an eine fast kontinuierliche Zunahme dieser "synanthropen" Pollen (Begriff n. JANKUHN, a.a.O.) in Richtung auf die Gegenwart ab (OVERBECK 1975, Tab. S. 519), wobei dies im Großen Moor bei Gifhorn (OVERBECK 1975, 520) und auch im Hannoverschen Wendland (LESEMANN 1969, passim; OVERBECK 1975, 526) mit einem parallelen Zuwachs an Getreidepollen einhergeht. Es ergibt sich aus diesen Daten, daß die Bevölkerung der Älteren Bronzezeit aufgrund ihrer Wirtschaftsweise ökotopverändernd wirkte und daß dieser Einfluß im Vergleich zum Neolithikum größere Flächeneinheiten umfaßt.

Aber auch andere, pollenanalytisch dokumentierte Phänomene können eventuell von anthropogenen Eingriffen bewirkt oder verstärkt worden sein. So verweist OVERBECK (1975, 484) im Hinblick auf den feststellbaren Rückgang der Eibenvegetation (Taxus baccata L.) in der späten Wärmezeit nicht nur auf klimatische Faktoren, sondern hält auch eine bevorzugte Abholzung für denkbar, da dieses Material für die Anfertigung von Bogen als weittragenden Schußwaffen besonders geeignet ist. Weiter ver knüpft er (OVERBECK, a.a.O., u. 485) die zunehmende Bedeutung der stark lichtbedürftigen Hasel (Corylus avellana L.) in den Pollenspektren der PZ IX NWD (s. oben) mit einer anthropogen bedingten Auflockerung der Waldflächen. Dafür spricht auch der Nachweis von Heidevegetation, wobei Calluna-Heiden als "anthropozoogene Ersatzgesellschaft vornehmlich verdrängter Eichen-Birken-Wälder, aber auch von Eichen-Buchen-Wäldern" (OVERBECK 1975, 509) angesehen werden. Begründet liegt dies in dem kausalen Zusammenwirken zwischen der Ausdünnung von Waldbeständen zur Anlage von Siedlungs- oder anderen Nutzungsflächen und der nachfolgenden extensiven Beweidung vornehmlich mit Schafen oder Ziegen, deren Verbiß die natürliche Wiederaufstockung verhindert. Dagegen werden Erica-Bestände vom Vieh gemieden (ELLENBERG 1978, 668), womit diese als natürliche Bildung anzusehen sind. Daraus läßt sich entnehmen, daß die pedogenetischen Auswirkungen dieser Vegetationsdecke bereits im Subboreal zur Podsolierung (s.o.) führen konnten, was aber die oben geäußerte Vermutung, daß damals statt heutiger Podsole mehr Braunerden auf sandigen Substraten existent waren, durchaus offenläßt.

 

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© 1985/1999/2007 Martin Nagel M.A.

 

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